„Austausch statt Misstrauen“

Als Repräsentant der HHLA in China muss Lars Anke sich mit vielen Besonderheiten arrangieren. Und das sollten auch die europäischen Partner im Umgang mit der Volksrepublik tun, gibt der China-Kenner zu bedenken.

Viele Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen engagieren sich seit Jahrzehnten intensiv auf dem riesigen chinesischen Markt, zum Beispiel in der Logistikbranche. Sie haben daran mitgewirkt, chinesische Häfen zu entwickeln, Beteiligungen zu erwerben oder auf andere Weise zu partizipieren.

Der chinesische Markt ist kompliziert und nicht vollständig offen. Marktchancen müssen daher gut gegen vorhandene Risiken abgewogen werden. Wir sehen aber die Bereitschaft, der HHLA Zugang zu chinesischen Netzwerken zu verschaffen. Das gilt auch andersherum. Für Chinesen ist es nicht einfach, die Besonderheiten der einzelnen europäischen Länder und Mentalitäten wie auch die administrative Struktur der EU zu erfassen. Dabei können wir helfen, und insgesamt ergibt sich eine Win-win-Situation.

Einer der Schwerpunkte meiner Arbeit liegt auf netzwerken, informieren und Verständnis für manche Entscheidungen wecken. Zugegeben: Die geopolitische Lage ist derzeit kompliziert. Die jüngsten Entwicklungen haben in China auch kritische Stimmen gegenüber den USA und der EU gestärkt. Deutschland wird aber traditionell als zuverlässiger Partner wahrgenommen.

Deutsches Know-how, unsere Gründlichkeit und vor allem die Verwurzelung im komplizierten europäischen Markt werden von chinesischen Partnern geschätzt. Deutschland darf deshalb seine Positionen und Interessen gegenüber China klar formulieren und verfolgen. Die Durchsetzung nationaler und europäischer Ziele kann natürlich zu Reibungen führen, aber auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt wird so ein konstruktives Verhältnis gestärkt.

China hat eine enorme Bedeutung, nicht nur für die Exportnation Deutschland. Wir alle, die Konsumenten in Europa, sind auch auf chinesische Produkte angewiesen. Deshalb sollte nicht nur die HHLA „am Ball bleiben“ und den engen Dialog mit alten und neuen chinesischen Partnern fortsetzen. Nur wenn wir gemeinsame Ansätze für unsere Probleme entwickeln, können wir optimistisch in eine gute Zukunft schauen.